Kolumne von Rhaban Straumann und Matthais Kunz (Strohmann-Kauz)
S Du, Kauz, wir sollten vielleicht einmal Danke sagen.
K Weil die Sparmassnahmen die Kultur erreicht haben?
S Genau.
K Strohmann, spinnst du?!
S Sei ehrlich, Kultur hat doch eine riesige Anspruchshaltung gegenüber der öffentlichen Hand. Wie niemand sonst.
K Kennst du Kurzarbeit?
S Natürlich, also nicht persönlich. Wieso?
K Kurzarbeit ist vom Bund finanziert. Ebenso wie die Starthilfen für KMUs, die geheimen Steuerdeals mit den Grossen oder die Schweizerische Exportrisikoversicherung.
S Ja, aber da geht’s um…
K Oder die staatliche Medienförderung mit den Mehrwertsteuervergünstigungen und der verbilligten Distribution.
S Fertig? Oder hast du noch weitere Subventionen auf Lager?
K Sportförderung.
S Das wäre dann alles?
K Mal abgesehen von den immensen externen Kosten des Strassenverkehrs, die von der Allgemeinheit getragen werden.
S Peanuts! Und da geht’s um Arbeitsplätze. Aber ich vermute, sonst lebt niemand derart von Subventionen wie die Kulturbranche.
K Nein.
S Gut.
K Wobei, wenn die Atomstromproduzenten den GAU versichern müssten, den sie anrichten können und auch für Zwischen- und Endlagerung soviel einbezahlt hätten wie es kosten wird, wäre der Atomstrompreis schon lange dort, wo er hingehörte.
S Alles eine Frage der Lobby. „Seh ich dich im Strahlenmeer…“
K Unter uns gesagt: Subventioniert ist ja auch die ganze Bundesverwaltung mit dem garantierten jährlichen Lohnanstieg.
S Ja auch das sollen Arbeitsplätze sein. Sonst aber lebt bestimmt niemand so von Subventionen wie die K…
K Vielleicht noch die Hotellerie, die seit 1995, also fast 20 Jahre von einem reduzierten Mehrwertsteuersatz profitiert. Der wurde dem Volk damals als kurzfristige Massnahme verkauft und kostet die Steuerzahler bisher fast 3 Milliarden Franken.
S Da geht’s halt um Arbeitsplätze!
K Staatliche Unterstützung haben die auch noch von der Tourismusförderung, der Schweizerischen Gesellschaft für Hotelkredit und Schweiz Tourismus.
S Wie gesagt: Arbeitsplätze.
K Oder die Landwirtschaft: 5 Milliarden pro Jahr! Davon gehen 1,5 Milliarden für Futtermittel direkt ins Ausland.
S Ebenfalls wichtige Arbeitsplätze.
K Anderes Beispiel: Die Schnapsbrenner mit der Schnapssteuerermässigung und den Fördermassnahmen für den Marktauftritt.
S Wir wollen Vollbeschäftigung.
K Für die Banker haben wir noch die Staatsgarantien, falls die wieder mal überborden sollten.
S Hab gehört, auch da würde gearbeitet.
K Sind nicht alle Bauaufträge der Öffentlichen Hand ein grosses Konjunkturpaket?
S Ja und vor allem Arbeitsplätze.
K Jetzt hör mal auf mit diesem Totschlagargument. Auch in der Kultur sind es Arbeitsplätze.
S Ach, hör doch auf! Ist doch alles freiwillig.
K 50’000 bis 200’000 Menschen arbeiten in der Kulturbranche, je nach Statistik.
S Echt? Das sind ja deutlich mehr als die 10’000 Beschäftigten in der Schweizer Rüstungsbrache.
K Richtig.
S Lustig, dass immer die mit den geschützten Arbeitsplätzen…
K Du meinst die in den unterstützten Arbeitsmärkten…
S Dass genau die den freien Markt in der Kultur fordern.
K Frei ist nur, wer das sagt, was die Leute nicht hören wollen.
S Aber man schmückt sich gerne mit Kultur.
K Und vergibt Preise.
S Ist wie Brot und Spiele.
K Selbst die wurden vom Staat finanziert.
S Was?
K Brot und Spiele.
S Dann zählen plötzlich nur noch die Einschlafquoten. Schöner, freier Markt.
K Schöne Illusion. – Du wolltest was sagen?
S Danke.
Die Kolumne ist im Dezember 2014 im Nebelspalter erschienen.
http://www.strohmann-kauz.ch