Mehr Kultur, weniger Vorschriften und Auflagen

Die Stadt Winterthur hat den jüngsten Stadtrat aller Zeiten und trotzdem ist der Beamtenapparat grau geblieben. So haben die Beamten letzthin z.B. im Kraftfeld und beim Hako zugeschlagen und «Missstände» aufgedeckt, an denen sich bisher niemand daran gestört hat. Die paragraphenreitenden Beamte kennen dabei wenig Toleranz und kein Augenmass für Verhältnismässigkeit bei der Auslegung der Vorschriften. Diese Gangart der Behörden haben in letzter Zeit viele Kulturlokale zu spüren gekriegt.

Auch im Wolferhaus, unserem eigenen Kleintheater in Sennhof, können wir ein Lied davon singen: Zu Beginn des Projektes versammelten sich 6 Beamte im Haus. Dabei gab es ein richtiges Auflagen-Bashing. Ein jeder versuchte den anderen mit möglichen Auflagen zu übertreffen. Nach 2 1/2 Jahren Wirren und einigen kostenintensiven, baulichen Massnahmen, haben wir nun diesen Sommer von der Stadt eine Bewilligung für max. 10 Veranstaltungen im Jahr für max 50 Zuschauer erhalten. Dabei werden für das sporadische Kleintheater die gleichen Normen angewendet, wie bei einer 600 plätzigen Disco, welche täglich im Betrieb ist. Hätte unser Hausbesitzer nicht grosszügig einen grossen Teil der Kosten der baulichen Massnahmen von rund Fr. 25’000.- übernommen, hätten wir das Theater diesen Sommer wieder schliessen müssen. Denn, neben den hohen Auflagen hat die Stadt dazu auch zwei Gesuche für einen minimalen Projektbeitrag fürs Theater abgelehnt…

Das nenne ich nicht Kulturförderung sondern Kultur-Verhinderung! Es ist schade, wenn unverhältnismässige Auflagen Kulturlokale übermässig belasten und behindern. Es wäre erfreulich, wenn z.B. das Kultursekretariat bei solchen Problemfällen die Koordination unter den Amtsstellen, auf der Suche nach verhältnismässigen Lösungen übernehmen würde. Darum, lieber Stadtrat – die Weihnachtszeit naht bereits – schenkt euren Beamten ende Jahr als Boni etwas mehr gesunden Menschenverstand!

David Baumgartner
(Kolumne Winterthurer Stadtanzeiger, 24.9.13)

 

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