Vom freien Markt ist die Rede und dass dieser die Leere füllen würde, sollte SRF mittels abgeschaffter Billag einmal nicht mehr sein. Befürworter der Abschaffungsinitiative versprechen in diesem Zusammenhang gerne mehr Region, mehr Schweiz, Qualität und Ausgewogenes. Beobachten lässt sich heute schon das Gegenteil. In Lokal-zeitungen wird das Lokale aufs schmerzhafte Minimum reduziert. Hintergründe werden der Sensation geopfert, Tiefgründigkeit der Popularität. Privatsender fürs Ohr und Visuelle halten bezüglich bodenloser Oberflächlichkeit flott Schritt. Ob das der Demokratie förderlich ist, bezweifle ich. Auch – sollte die SRG abstürzen – dass das Manko an Zusammenhängen durch private Anbieter mit anspruchsvollen Beiträgen wettgemacht werden würde. Sie können es nicht, wollen es vermutlich auch nicht, mit Leichtigkeit der Seichtigkeit abschwören. Der Markt spielt nicht fair genug. Doch auf Zusammenhänge verzichten dürfen wir nicht, weder freiwillig noch unter Zwang. Nicht nur Kulturschaffende mit Anspruch sind auf guten Journalismus angewiesen (Humor setzt auf gemeinsames Wissen), die Gefahr ist, je weniger Individuen am Wissen beteiligt desto manipulierbarer. Demokratie baut auf eine prüfende, solide vierte Macht. Wird die kritische Berichterstattung, wie sie nur das SRF liefern kann, einer gefährlichen Strafaktion geopfert, setzen wir unsere Unabhängigkeit aufs Spiel. Bin nicht mit allem, was die SRG tut einverstanden. Bei weitem nicht! Doch zählt nicht mein persönlicher Nutzen, es geht um mehr. Deshalb sind mir zum Beispiel die Zusammenhänge der wöchentlichen Sendung «Schweizer Radio International» mehr wert als der tägliche Einfränkler.
Rhaban Straumann
Kolumne Stadtanzeiger Olten, 24.1.18