Mehrwert Zusammenhänge (NoBillag)

Vom freien Markt ist die Rede und dass dieser die Leere füllen würde, sollte SRF mittels abgeschaffter Billag einmal nicht mehr sein. Befürworter der Abschaffungsinitiative versprechen in diesem Zusammenhang gerne mehr Region, mehr Schweiz, Qualität und Ausgewogenes. Beobachten lässt sich heute schon das Gegenteil. In Lokal-zeitungen wird das Lokale aufs schmerzhafte Minimum reduziert. Hintergründe werden der Sensation geopfert, Tiefgründigkeit der Popularität. Privatsender fürs Ohr und Visuelle halten bezüglich bodenloser Oberflächlichkeit flott Schritt. Ob das der Demokratie förderlich ist, bezweifle ich. Auch – sollte die SRG abstürzen – dass das Manko an Zusammenhängen durch private Anbieter mit anspruchsvollen Beiträgen wettgemacht werden würde. Sie können es nicht, wollen es vermutlich auch nicht, mit Leichtigkeit der Seichtigkeit abschwören. Der Markt spielt nicht fair genug. Doch auf Zusammenhänge verzichten dürfen wir nicht, weder freiwillig noch unter Zwang. Nicht nur Kulturschaffende mit Anspruch sind auf guten Journalismus angewiesen (Humor setzt auf gemeinsames Wissen), die Gefahr ist, je weniger Individuen am Wissen beteiligt desto manipulierbarer. Demokratie baut auf eine prüfende, solide vierte Macht. Wird die kritische Berichterstattung, wie sie nur das SRF liefern kann, einer gefährlichen Strafaktion geopfert, setzen wir unsere Unabhängigkeit aufs Spiel. Bin nicht mit allem, was die SRG tut einverstanden. Bei weitem nicht! Doch zählt nicht mein persönlicher Nutzen, es geht um mehr. Deshalb sind mir zum Beispiel die Zusammenhänge der wöchentlichen Sendung «Schweizer Radio International» mehr wert als der tägliche Einfränkler.

Rhaban Straumann
Kolumne Stadtanzeiger Olten, 24.1.18

Start zum Kulturherbst

Der Sommer ist vorbei, die Grillabende werden ungemütlich. Es ist wieder Zeit für die Indoor-Kultur. Der Kulturherbst kann starten! Zum 10. Mal haben am vergangenen Samstag die Winterthurer Theater mit der KleinKunsRallye gemeinsam die Saisoneröffnung gefeiert und auf ihre kommende Spielzeit aufmerksam gemacht. Die Zusammenarbeit der Bühnen funktioniert seit Jahren gut. Am «Runden Tisch», treffen sich zweimal im Jahr bis zu 50 Winterthurer Bühnenschaffende, um sich über ihre Häuser und ihre Arbeit auszutauschen. Die Jubiläumsausgabe bietete den Rallyeteilnehmer viefältige Kleinkunsthäppchen an und gab die Möglichkeit einen Blick ins Innenleben der Bühnen zu werfen.

Diesen Samstag steht die Kulturnacht bevor, eine gemeinsame Aktion der IG Kunstsammlungen, ein Zusammenschluss der vorwiegend musealen Kulturinstitutionen. Mit einem vielfältigen Programm und Gästen aus allen Sparten öffnen 15 Kulturinstitutionen ihre Türen und laden zu einer abwechslungsreichen Entdeckungstour ein. Sie zeigen die aktuellen Ausstellungen und präsentieren dazu Darbietungen mit Musik, Film, Slam und weiteren spannenden Aktionen. Es zeigt einmal mehr: Winterthur ist reich an Kultur und die Institutionen kooperieren gut zusammen. Lassen auch Sie sich verzaubern und überraschen von dieser Vielfalt.

David Baumgartner
(Kolumne, Winterthurer Stadtanzeiger, 21.9.17)

Gebühren statt Steuern

Diverse Steuergeschenke haben ein grosses Loch in die Stadtkasse gerissen. Um dieses wieder zu stopfen hat sich das Stadtparlament in den letzten Jahren aber mit Händen und Füssen gegen eine Steuererhöhung gewehrt. Das ganze Ausbaden kann nun die Bevölkerung und vor allem die finanziell Schwachen. Sport und Kultur werden dabei doppelt getroffen: Subventionen und Unterstützungsbeiträge werden gekürzt und gleichzeitig Gebühren erhöht. Woche für Woche werden neue Gebührenerhöhung bekannt. Wenn diese später infolge «Kommunikations- oder Formfehler» wieder zurückgestellt werden, wird offensichtlich wie konzeptlos sich die Stadtbetriebe infolge der aufgezwungenen Sparmassnahmen abmühen. Auch ein Hohn ist die Aussage im neuen Kulturleitbild, dass die Stadt günstige Produktionsräume bietet und vermittelt, wenn man gleichzeitig die Bandräume massiv verteuert.

Bei einer Steuererhöhung hätte der allergrösste Teil der Steuerzahlenden nicht mehr als 50 Franken pro Jahr zusätzlich bezahlen müssen. Dieser Teil der Bevölkerung wäre mit einer Steuererhöhung günstiger gefahren als mit den nicht einkommensabhängigen Gebührenerhöhungen. Die Reichen sparen, die Armen zahlen… Nun, wir haben uns dieses Parlament selber gewählt! Und noch abschliessend zum Thema Worthülsen und Spar-Politik: wenn ich mir das schön gestaltete und aufwändig gedruckte Kulturleitbild anschaue – mit dem Geld hätte die Stadt ein paar schöne kulturelle Veranstaltungen unterstützen können…

David Baumgartner
(Kolumne Stadtanzeiger Winterthur, 12.4.15)

Eine Empörungswelle der Künstler auf Facebook

Am 19.02.2013 ging eine neue Künstler-Website bei Facebook online. Hier diskutieren Künstlerinnen und Künstler aus allen möglichen Sparten über ihre unmöglichen Gagenangebote und deren traurige Erlebnisse. Die Seite scheint einen Nerv getroffen zu haben. Innerhalb weniger Tage schossen die Likes in die Höhe und liegen bei nahezu 3.000 Usern nach nicht einmal zwei Wochen. Sie lautet: Die traurigsten & unverschämtesten Künstler-Gagen & Auditionerlebnisse. Auch wir unterstützen diese Seite ausdrücklich!

Die Empörungswelle der Künstler auf Facebook rollt weiter!

“Tausende Künstler proben den Aufstand: Auf einer Facebook-Seitebeklagen sie sich über miese Gagen, unregelmäßige Arbeitszeiten und unfaire Auftraggeber. Tausende Beispiele von Sängern, Musikern, Tänzern und Autoren sind so schon zusammengekommen.” Hier der gesamte Artikel in der WAZ.